Vielleicht kennst du das Gefühl
Du sitzt in einem Meeting, willst etwas sagen – aber fragst dich vorher, ob du dabei „professionell genug“ wirkst. Ob du zu weich, zu direkt, zu emotional oder zu zurückhaltend bist. Und noch bevor du sprichst, bist du schon dabei, dich innerlich zu formen.
Der Wunsch, ernst genommen zu werden, führt viele Menschen – besonders Frauen – in eine Rolle, die nicht ihre eigene ist. Doch was als Strategie für mehr Akzeptanz beginnt, wird schnell zur Selbstsabotage. Denn wer ständig eine Maske trägt, verliert nicht nur Energie, sondern auch Wirkung.
Der Glaubenssatz „Ich muss mich verstellen, um ernst genommen zu werden“
Er sitzt tief. Er ist das Ergebnis gesellschaftlicher Prägung, Erwartungen und oft auch früher Erfahrungen. Doch er ist nicht die Wahrheit – er ist nur ein gelerntes Muster. Und Muster kann man verändern.
Wirkung entsteht nicht durch Anpassung – sondern durch Echtheit
Viele verwechseln „Professionalität“ mit Gleichförmigkeit. Als müsste man in Meetings eine bestimmte Sprache sprechen, eine bestimmte Haltung einnehmen, eine bestimmte Stimme benutzen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Menschen, die sich authentisch zeigen, bleiben im Gedächtnis. Sie wirken glaubwürdig, präsent und inspirierend.
Die Wahrheit ist: Du musst nicht laut sein, um gehört zu werden. Du musst nicht hart wirken, um Stärke auszustrahlen. Und du musst schon gar nicht dein Wesen verbiegen, um deinen Platz einzunehmen.
Authentizität heißt nicht, sich jederzeit komplett ungefiltert zu zeigen. Es bedeutet, im Kontakt mit dir selbst zu bleiben – und von dort aus zu sprechen und zu führen.
Wer seine Stimme findet, wird gehört
Eine der wirksamsten Formen, sich in der Karriere Raum zu nehmen, ist die eigene Sprache. Das beginnt bei der inneren – und wirkt sich auf die äußere aus.
Wenn du dich oft fragst, wie du „richtig“ auftreten musst, hilft eine andere Perspektive: Frag dich, wie du echt sein kannst – in der Situation, mit den Menschen, mit deinem Ziel.
Das erfordert Klarheit und Übung. Aber es bringt eine enorme Veränderung mit sich: Du wirkst ruhiger, sicherer und überzeugender – nicht, weil du perfekt funktionierst, sondern weil du stimmig bist.
Sprache, Körpersprache und Haltung kommen dann aus einer Quelle. Und genau das spürt dein Gegenüber.
Stärke beginnt, wenn du aufhörst, dich zu verstecken
Viele Menschen glauben, dass sie „mehr Wirkung“ erzielen, wenn sie sich anpassen. Doch langfristig ist das Gegenteil der Fall. Rollen, die nicht zu dir passen, halten dich klein. Du wirst vorsichtig, vorschnell, abhängig vom Feedback anderer.
Sich selbst zu zeigen ist kein Risiko – es ist der Anfang von echter Präsenz. Die besten Führungspersönlichkeiten sind keine perfekten Rollenmodelle, sondern Menschen mit Ecken, Kanten, klaren Werten – und echtem Kontakt zu sich selbst.
Du darfst weich und klar sein. Leise und deutlich. Du darfst Pause machen, bevor du sprichst. Und du darfst sagen, was du wirklich denkst.
Fazit: Deine Persönlichkeit ist kein Hindernis – sie ist deine Kraft
Karriere braucht keine Anpassung an ein Ideal, sondern Klarheit über die eigene Stimme. Wer sich verstellt, wird vielleicht gehört – aber nicht verstanden. Wer sich zeigt, wirkt.
Egal, ob du in einem Team arbeitest oder in Führung gehst: Du musst niemand anders sein, um ernst genommen zu werden. Du darfst dich selbst ernst nehmen – und damit anfangen, dich genau so zu zeigen, wie du bist: mit Haltung, mit Herz und mit Wirkung.
Bild @ Thea Kleinmann
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