Wie innere Blockaden zum Karriere-Killer werden
Während ich einen Podcast über gescheiterte Diäten hörte, wurde mir plötzlich klar: Das Muster, warum Menschen nach einem einzigen „Fehltritt“ komplett aufgeben, kenne ich aus einem ganz anderen Bereich – dem Business. Der sogenannte „What the Hell“-Effekt erklärt, warum eine verpasste Deadline plötzlich zum Grund wird, das ganze Projekt zu verwerfen, oder warum ein schlecht gelaufener Launch dazu führt, dass man sich wieder in die Unsichtbarkeit zurückzieht.
Was mich dabei besonders faszinierte: Hinter diesem selbstzerstörerischen Verhalten stecken oft tiefliegende emotionale Blockaden – und genau hier kann eine Methode helfen, die in der Business-Welt noch viel zu wenig bekannt ist: EFT, die Emotional Freedom Technique.
Was ist der „What the Hell“-Effekt?
Das Phänomen der „What the Hell“-Reaktion – gelegentlich auch als „Scheiß drauf“-Effekt bezeichnet – tritt auf, wenn jemand nach einer kleinen Regelverletzung das Gefühl bekommt, nun sei sowieso alles egal, und sämtliche Vorsätze über Bord wirft. Dieses psychologische Muster entsteht durch eine rigide, alles-oder-nichts Denkweise: Wenn ein kleiner Fehler gemacht wurde, folgt häufig ein Abwärtssog, weil man glaubt, die eigenen Standards gar nicht mehr halten zu können.
Typische Business-Szenarien:
- Ein verpasster Content-Termin führt zur kompletten Aufgabe der Social Media Strategie
- Eine negative Kundenrückmeldung lässt alle weiteren Akquise-Bemühungen stoppen
- Ein schlecht besuchtes Webinar wird zum Grund, nie wieder sichtbar zu werden
- Eine überzogene Ausgabe zerstört die gesamte Finanzplanung
Die wahren Ursachen: Wenn Perfektionismus zur Falle wird
In meiner Arbeit mit Selbstständigen und Unternehmerinnen beobachte ich immer wieder: Der „What the Hell“-Effekt ist nur die Spitze des Eisbergs. Darunter liegen tiefsitzende emotionale Blockaden, die oft schon in der Kindheit entstanden sind:
Perfektionismus als Schutzmechanismus: Viele hochqualifizierte Frauen haben gelernt, dass sie nur dann wertvoll sind, wenn sie fehlerfrei funktionieren. Ein kleiner Fehler aktiviert unbewusst die Angst vor Ablehnung oder Kritik – und der Rückzug scheint sicherer als das Risiko weiterer „Fehler“.
Impostor-Syndrom und Selbstwert: „Ich bin nicht gut genug“ ist eine Grundüberzeugung, die sich durch kleine Rückschläge bestätigt fühlt. Der „What the Hell“-Effekt wird zum unbewussten Beweis: „Siehst du, ich kann es doch nicht.“
Angst vor Sichtbarkeit: Viele Frauen kämpfen mit der tiefen Angst, gesehen und beurteilt zu werden. Ein kleiner „Fehler“ wird zur willkommenen Ausrede, wieder in die vermeintlich sichere Unsichtbarkeit zurückzukehren.
EFT: Die Blockaden-Auflösung auf neurobiologischer Ebene
Hier kommt EFT (Emotional Freedom Technique) ins Spiel – eine Methode, die weit über positive Gedanken oder Willenskraft hinausgeht. EFT arbeitet direkt mit dem Nervensystem und kann in wenigen Minuten tiefgreifende Veränderungen bewirken.
Wie EFT funktioniert
EFT kombiniert Elemente aus der traditionellen chinesischen Medizin mit modernen Erkenntnissen der Neurowissenschaft. Durch das Beklopfen spezifischer Akupunkturpunkte während der Fokussierung auf das belastende Thema wird das Stresssystem des Körpers beruhigt und das Gehirn kann neue, konstruktivere Verknüpfungen bilden.
Der neurobiologische Prozess:
- Das Beklopfen sendet beruhigende Signale an die Amygdala (unser „Alarmsystem“)
- Der Stress-Response wird reduziert
- Das Gehirn kann neue, positive Assoziationen zum ursprünglich belastenden Thema bilden
- Destruktive Denkmuster verlieren ihre emotionale Ladung
EFT bei „What the Hell“-Momenten anwenden
Akute Intervention: Wenn der „What the Hell“-Moment gerade eintritt, kann eine schnelle EFT-Runde den Teufelskreis durchbrechen:
„Auch wenn ich gerade das Gefühl habe, dass sowieso alles egal ist, akzeptiere ich mich vollständig.““Auch wenn ich denke, dass ich versagt habe, bin ich offen für eine neue Perspektive.“
Präventive Arbeit: Noch effektiver ist es, die zugrundeliegenden Blockaden aufzulösen, bevor sie zu „What the Hell“-Reaktionen führen:
- Perfektionismus-Blockaden: „Auch wenn ich Angst davor habe, Fehler zu machen…“
- Selbstwert-Themen: „Auch wenn ich nicht glaube, dass ich es verdiene, erfolgreich zu sein…“
- Sichtbarkeits-Ängste: „Auch wenn ich Angst davor habe, kritisiert zu werden…“
Langfristige Transformation: Von Selbstsabotage zu Selbstwirksamkeit
EFT ist besonders wirkungsvoll, weil es nicht nur Symptome lindert, sondern die emotionalen Wurzeln von Selbstsabotage-Mustern auflöst. In meiner Praxis erlebe ich regelmäßig, wie Klientinnen nach wenigen EFT-Sitzungen:
- Gelassener mit Rückschlägen umgehen
- Ihre Sichtbarkeit ohne inneren Widerstand erhöhen
- Kontinuierlicher an ihren Zielen arbeiten, auch wenn nicht alles perfekt läuft
- Eine gesündere Fehlerkultur entwickeln
Der Unterschied zu herkömmlichen Ansätzen: Während Coaching oft auf der kognitiven Ebene arbeitet („Denk positiv“), wirkt EFT direkt auf der emotionalen und körperlichen Ebene. Dadurch entstehen nachhaltige Veränderungen, die auch in Stress-Situationen stabil bleiben.
Praktische Umsetzung im Business-Alltag
Für Selbstständige und Unternehmerinnen bedeutet das konkret:
- Notfall-Kit: Eine kurze EFT-Sequenz für akute „What the Hell“-Momente parat haben
- Regelmäßige Blockaden-Arbeit: Monatliche EFT-Sessions zu wiederkehrenden Stress-Themen
- Neue Glaubenssätze verankern: EFT nutzen, um positive Überzeugungen zu festigen
- Team-Integration: EFT-Techniken auch im Team einsetzen für bessere Stress-Resistenz
Fazit: Der Weg zu nachhaltiger Selbstwirksamkeit
Der „What the Hell“-Effekt ist kein Charakterschwäche, sondern ein erlerntes Muster, das sich auflösen lässt. EFT bietet hier einen wissenschaftlich fundierten, praktischen Ansatz, der sowohl akut als auch präventiv wirkt.
Gerade für Frauen in der Selbstständigkeit, die oft besonders hohe Ansprüche an sich selbst haben, kann EFT der Schlüssel sein, um endlich aus dem Hamsterrad von Perfektionismus und Selbstsabotage auszusteigen.
Statt nach dem nächsten „Fehler“ wieder alles hinzuwerfen, können Sie lernen, Rückschläge als natürlichen Teil des Wachstums zu sehen – und dabei Ihre Ziele mit mehr Leichtigkeit und Beständigkeit zu verfolgen.
Die Frage ist nicht, ob Rückschläge kommen – sondern wie wir emotional darauf reagieren. EFT gibt uns die Werkzeuge, um diese Reaktionen bewusst zu gestalten.
Bild: Brigitte Litzenberger
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