Dienstag, Juli 8, 2025
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Zukunft beginnt mit Bildung

Im Gespräch mit Anabel Ternès von Hattburg spricht Waltraud Hermann über ein Thema, das aktueller kaum sein könnte: die Zukunft unserer Bildung – und wie wir sie aktiv gestalten können. Ihr Buch „Wir können alles – auch die Zukunft!“ ist mehr als eine Analyse des deutschen Bildungssystems. Es ist ein leidenschaftlicher Appell, ein Mutmacher und ein Aufruf zum Handeln.

Entstanden aus einem persönlichen Kulturschock und geprägt durch jahrzehntelange Erfahrung als Pädagogin, Entwicklerin und Mutter, zeigt Hermann eindrucksvoll, wie dringend wir neue Wege brauchen – und wie viel bereits möglich ist, wenn Menschen ermutigt und befähigt werden.

In diesem Gespräch gibt sie Einblicke in ihre Motivation, ihre Beobachtungen – und ihre klare Botschaft: Zukunft beginnt bei uns. Jetzt.

Was hat dich zum Schreiben dieses Buches motiviert – gab es einen konkreten Anlass, eine konkrete Situation?

Waltraud Hermann: Der eigentliche Impuls kam durch einen Kulturschock: Ich selbst habe vor 50 Jahren in Rumänien ein Informatik-Gymnasium besucht – mit 10 Stunden Informatik pro Woche, über vier Jahre hinweg. Für uns war digitale Bildung kein Zukunftsthema, sondern gelebte Gegenwart. Als unser Sohn 2001 das Gymnasium in Backnang besuchte, erwartete ich Ähnliches – und fand: nichts. Kaum Naturwissenschaften, digitale Bildung Fehlanzeige. Dieser Moment hat mich wachgerüttelt. Ich fragte mich: Wie kann es sein, dass ein Land wie Deutschland – mit so vielen Ressourcen und klugen Köpfen – jungen Menschen den Zugang zu Zukunftskompetenzen verweigert?

Später kamen Studien wie ICILS dazu, die dieses Gefühl empirisch belegten: Deutschland hinkt hinterher. Ich wollte ein Buch schreiben, das aufrüttelt – und zugleich zeigt: Veränderung ist möglich, wenn wir den Mut haben, sie zu gestalten.
Gleichzeitig habe ich in meiner Arbeit – sei es als Mutter, Pädagogin oder Bosch-Expertin – immer wieder erlebt, dass Wandel gelingt, wenn Menschen ernst genommen und befähigt werden.

„Wir können alles – auch die Zukunft!“ ist mein Weckruf an ein Land im digitalen Dornröschenschlaf.

Wie empfindest Du Dein Buch angesichts der Entwicklungen in Deutschland – und der Welt? Wird es helfen, braucht es mehr davon?

Waltraud Hermann: Das Buch ist aktueller denn je. Während andere Länder mutig KI, digitale Bildung und Zukunftskompetenzen in ihre Systeme integrieren, halten wir in Deutschland oft an einem Bildungssystem für das letzte Jahrhundert fest – verfangen in Bedenkenträgerei, Strukturdebatten und Zuständigkeitswirrwarr. Ich sehe mein Buch als Weckruf und Mutmacher. Es zeigt auf, was bereits gelingt – und wie viel in Bewegung geraten kann, wenn wir endlich anfangen.

Deshalb braucht es mehr Stimmen, die sagen: Es geht auch anders – menschlicher, mutiger, machbarer. Und ja, es braucht mehr davon: mehr Bücher, mehr Dialoge, mehr Engagement. Vor allem aber braucht es Menschen, die ins Tun kommen.
Ich allein bin nur ein Teil – mein Wunsch ist: Lasst uns voneinander lernen und gemeinsam vorangehen, statt uns weiter gegenseitig auszubremsen.

Was braucht es von uns Menschen, um zu verstehen, wie wir Zukunftsgestalter:innen werden – auch unserer eigenen?

Waltraud Hermann: Vor allem braucht es die Bereitschaft, alte Denkmuster loszulassen – und sich selbst als Teil der Lösung zu begreifen. Viele warten auf „die Politik“, „die Schule“, „die anderen“. Doch Zukunft beginnt nicht mit Technik – sondern bei uns: in der Haltung, im Handeln, im Alltag.
Als Physiklehrerin, IT-Entwicklerin und Mutter habe ich eines gelernt: Menschen wachsen, wenn man ihnen zutraut, Großes zu bewirken – egal wie alt sie sind oder welchen Titel sie tragen. „Erlaubnisse“ ist das Zauberwort.

Wir müssen aufhören, Verantwortung zu delegieren. Jede:r von uns kann zum Zukunftsgestalter werden – im Klassenzimmer, im Unternehmen, im Alltag. Dafür braucht es drei Dinge:

1. Neugier statt Angst
2. Mut zum Mitgestalten
3. Die Bereitschaft, auch mal unbequeme Fragen zu stellen

Zukunftsgestalter:innen erkennen, dass sie nicht alles wissen müssen – sondern lernen können. Dass sie nicht perfekt sein müssen – sondern bereit sein, den ersten Schritt zu gehen. Wandel ist kein Projekt, sondern eine Haltung. Ich habe nie alles gewusst – aber ich habe nie aufgehört zu lernen.

Genau das wünsche ich mir als Haltung für unsere Gesellschaft: Nicht perfekt sein – sondern bereit sein. Fürs Jetzt. Für morgen. Für die Zukunft.
Und genau das will ich mit meinem Buch anstoßen: eine Bewegung von Menschen, die sagen: „Nicht irgendwann. Jetzt.“

Waltraud Hermann ist Autorin des Buches „Wir können alles – auch die Zukunft!“ und eine engagierte Stimme für digitale Bildung / Digitalkompetenz und gesellschaftliche Transformation in Deutschland. Als Physiklehrerin in Rumänien half sie ihren Schüler:innen, die Welt zu verstehen – und sie für Naturwissenschaften zu begeistern.

Jahre später, als Elternbeiratsvorsitzende in Backnang, erlebte sie den Schock: keine Informatik, kaum MINT. Statt sich zu ärgern, wurde sie aktiv: Sie initiierte Informatik-AGs, Peer-Learning-Programme und setzte durch, dass Informatik als Fach in die Kursstufe kam.
In 33 Jahren bei Bosch – u. a. als Pädagogin, IT-Entwicklerin sowie Organisations- und Persönlichkeitsentwicklerin – brachte sie zahlreiche zukunftsweisende Veränderungsinitiativen auf den Weg. Ihre internationale Recherche zu Bildung im 21. Jahrhundert, insbesondere zur digitalen Bildung, fließt direkt in ihre heutige Arbeit ein.
Denn sie ist überzeugt: Potenziale schlummern überall – sie warten nur darauf, geweckt zu werden.

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Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Anabel Ternès von Hattburg
Anabel Ternès von Hattburg
CEO Sustain Plus, Experts for Life und BrightShift Media & SRH Institute for Innovation & Sustainability Management, Professur für Kommunikationsmanagement in der Nachfolge von Dieter Kronzucker, Präsidentin Club of Budapest Germany, Zukunftsforscherin mit starkem KI Knowhow, Unternehmerin, Journalistin, Radio-Moderatorin - Thought Leader Dr. Anabel Ternès steht für Innovation, Nachhaltigkeit und Self-Leadership. Mit ihren Texten, Shows, Podcasts und Vorträgen inspiriert sie für eine stärkere Verbindung zu uns, zu anderen und für ein Eintreten für eine lebenswerte Welt, in der Technologie und Nachhaltigkeit voneinander profitieren.
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