Montag, August 25, 2025
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New Work Coopetition statt Benefit: Warum Beziehungen das neue Kapital der Arbeitswelt sind

In meinem ersten Beitrag für das Karriere-Taxi habe ich über Coopetition geschrieben – die Idee, dass Unternehmen nicht länger nur in Konkurrenz denken, sondern durch Kooperation gemeinsam stärker werden können. Dieses „Neue Wir“ ist nicht nur zwischen Unternehmen entscheidend. Es wirkt auch nach innen – in jedes Team, in jede Organisation. Denn die Frage, die sich viele heute stellen, lautet: Was hält Menschen eigentlich wirklich in einem Unternehmen?

Benefits sind austauschbar – Beziehungen nicht

Die letzten Jahre haben gezeigt: Mehr Benefits bedeuten nicht automatisch mehr Bindung. Ein höheres Gehalt, ein Jobrad oder zusätzliche Urlaubstage – das alles kann attraktiv sein, doch es ist austauschbar und oft nicht nachhaltig. Menschen möchten vielmehr mit Ihren Bedürfnissen gesehen und verstanden werden. Was wirklich bleibt, sind Beziehungen.

Echte Verbindung, Vertrauen, Wertschätzung – das sind die Faktoren, die heute darüber entscheiden, ob Menschen bleiben oder gehen. Gerade die jüngeren Generationen wollen erleben: „Ich bin hier nicht nur eine Ressource. Ich bin Teil von etwas, das Sinn stiftet.“

Emotionale Bindung: ein Tiefpunkt mit Potenzial

Die aktuelle Gallup-Studie 2024 zeigt deutlich, wo wir stehen: Nur 9 % der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich stark emotional an ihr Unternehmen gebunden – so wenige wie nie zuvor. Rund zwei Drittel sind „nicht engagiert“ und knapp ein Fünftel sogar aktiv innerlich auf Distanz gegangen (Gallup 2024).

Auf den ersten Blick wirken diese Zahlen ernüchternd. Doch in Wahrheit markieren sie einen Wendepunkt. Sie machen klar: Klassische Antworten – noch mehr Benefits, noch mehr Kontrolle – greifen nicht mehr. Genau darin liegt die große Chance: Unternehmen können jetzt neue Wege gehen, die Menschen wirklich erreichen.

Es geht nicht darum, jeden Mitarbeitenden um jeden Preis zu halten. Es geht darum, die richtigen Menschen mit den richtigen Aufgaben und passenden Unternehmen zu verbinden. Dort, wo Zugehörigkeit und Sinn spürbar sind, entstehen Bindung, Resilienz und Innovationskraft – für beide Seiten.

Sinnstiftung und Beziehungskultur

Sinn entsteht dort, wo Menschen Entwicklungsspielräume haben, wo sie lernen und gestalten können und wo ihre Einzigartigkeit gesehen wird. Eine Kultur, die Beziehungen in den Mittelpunkt stellt, schafft emotionale Sicherheit – und genau das ist heute ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Diese Haltung unterscheidet Unternehmen, die Talente nur verwalten, von jenen, die Zukunft gestalten. Denn Menschen bleiben nicht wegen Benefits, sondern weil sie sich verbunden fühlen.

Die Brücke zur Coopetition

Was hat das alles mit Coopetition zu tun? Sehr viel. Beziehungskultur endet nicht an der Bürotür. Wer im Inneren Verbundenheit fördert, tut sich leichter, diese Haltung auch nach außen zu leben – in Netzwerken, Kooperationen und Partnerschaften.

Umgekehrt gilt: Unternehmen, die kooperative Formate wagen – sei es gemeinsame Azubi-Programme, überbetriebliche Lernnetzwerke oder regionale Austauschprojekte – senden eine klare Botschaft: Wir glauben an Verbindung. Mitarbeitende spüren dadurch, dass ihr Arbeitgeber Teil eines größeren Ganzen ist. Das eröffnet Sinn, Entwicklungsspielräume und Sicherheit.

Praxisbeispiele für Bindung durch Kooperation

  • Azubi-Netzwerke: Junge Menschen lernen gemeinsam über Unternehmensgrenzen hinweg und spüren: Wir gestalten Zukunft zusammen.
  • Gemeinsame Entwicklungsformate: Workshops oder Austauschprogramme mit anderen Firmen geben Mitarbeitenden Inspiration und neue Kontakte.
  • Job-Sharing & Co-Learning: Teams öffnen sich gegenseitig, lernen voneinander und stärken Vertrauen und Kreativität.

Solche Initiativen zeigen: Bindung entsteht nicht durch äußere Anreize, sondern durch erlebte Kooperation und Beziehung.

Ein Blick nach vorn

Die Zukunft gehört den Unternehmen, die verstanden haben: Beziehung ist das neue Kapital der Arbeitswelt. Emotional gebundene Mitarbeitende bleiben, weil sie wollen – nicht weil sie müssen. Coopetition kann hier ein Schlüssel sein: Sie verbindet Unternehmen miteinander und stärkt zugleich die Beziehungskultur nach innen.

Das Neue Wir beginnt nicht nur zwischen Unternehmen, sondern in jedem Team, in jeder Begegnung. Wer Menschen mit Sinn, Vertrauen und echter Kooperation verbindet, wird nicht nur Talente gewinnen, sondern sie auch halten – nachhaltig, menschlich und zukunftsfähig.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Diana-Nadine Brammann
Diana-Nadine Brammannhttps://www.talent-nextwork.de/
Diana-Nadine Brammann ist Beraterin, Speakerin und Trainerin für Coopetition im Talentmanagement. Sie begleitet Unternehmen, Netzwerke und Regionen dabei, durch echte Zusammenarbeit neue Antworten auf Fachkräftemangel, Wandel und Arbeitgeberattraktivität zu finden – im Sinne des Neuen Wir.
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