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Wenn Erfahrung plötzlich zum Makel wird
Das Invisible Woman Syndrome beschreibt ein Phänomen, das Frauen ab etwa 40 Jahren zunehmend erleben: Sie werden im beruflichen Kontext übersehen, ihre Beiträge weniger wahrgenommen, ihre Stimme findet weniger Gehör.
In Bewerbungsprozessen häufen sich Absagen mit fadenscheinigen Begründungen. Die „Überqualifikation“ ist dabei häufig ein Euphemismus: Die Kombination aus Erfahrung und Lebensalter wird als Risikofaktor interpretiert. Die Annahme „zu teuer“ schwingt unausgesprochen mit. In Meetings werden Wortbeiträge überhört oder später von jüngeren Kollegen wiederholt – und dann erst wahrgenommen. Bei Beförderungen wird plötzlich „frisches Blut“ gesucht.
Dr. Louise Goddard-Crawley, Psychologin, beschreibt die Folgen: Frauen fürchten zunehmend, irrelevant zu werden, besonders in einer jugendorientierten Kultur. Diese Unsichtbarkeit führt zu Isolation, Depression und erodiert das Selbstwertgefühl. Eine Studie der British Menopause Society zeigt, dass über 20 Prozent der berufstätigen Frauen einen Rückgang des Selbstvertrauens erleben.
Der Wendepunkt: Wenn Unsichtbarkeit zur Befreiung wird
Wenn das etablierte System einen nicht mehr will, warum dann nicht ein eigenes System schaffen? Die Selbstständigkeit wird für viele Frauen ab Mitte 40 zur bewussten Entscheidung für Selbstbestimmung:
Erfahrung als Kapital: In der Selbstständigkeit ist jahrelange Expertise kein Hindernis, sondern das zentrale Verkaufsargument.
Selbstbestimmte Preisgestaltung: Die Unterstellung „zu teuer“ verliert ihre Macht.
Sichtbarkeit nach eigenen Regeln: Sie schaffen Ihre eigenen Plattformen statt darauf zu warten, in Meetings wahrgenommen zu werden.
Netzwerk nutzen: Nach 20 Jahren im Berufsleben wird Ihr Netzwerk zu potenziellen Kunden und Kooperationspartnern.
Die emotionalen Blockaden
So überzeugend die rationalen Argumente auch sind – der Schritt wird häufig von massiven emotionalen Blockaden begleitet. Das verstärkte Impostor-Syndrom ist eine direkte Folge jahrelanger Marginalisierung. Die Angst vor Sichtbarkeit wird zum Paradox: Sie müssen jetzt aktiv sichtbar werden. Die verinnerlichte Altersdiskriminierung arbeitet subtil: „Bin ich nicht zu alt für einen Neuanfang?“ Der Perfektionismus wird zur Lähmung: Nichts ist je gut genug zum Veröffentlichen.
EFT: Die Blockaden auf neurobiologischer Ebene auflösen
Hier wird deutlich, warum reine Willenskraft oft zu kurz greift. Die Emotional Freedom Technique kann einen entscheidenden Unterschied machen. EFT arbeitet nicht gegen die Blockaden an, sondern löst sie auf neurobiologischer Ebene auf.
Das Beklopfen spezifischer Akupunkturpunkte während der Fokussierung auf das belastende Thema sendet beruhigende Signale an die Amygdala – unser emotionales Alarmsystem. Dadurch können die mit Abwertungserfahrungen verknüpften Stressreaktionen neu bewertet werden.
Konkrete Anwendungen:
Impostor-Syndrom: „Auch wenn ich jahrelang das Gefühl hatte, nicht gut genug zu sein, erkenne ich meine tatsächliche Kompetenz an.“
Angst vor Sichtbarkeit: „Auch wenn ich Angst habe, gesehen zu werden, erlaube ich mir, mit meiner Expertise sichtbar zu werden.“
Altersdiskriminierung: „Auch wenn mir eingeredet wurde, ich sei zu alt, weiß ich, dass meine Erfahrung wertvoll ist.“
Während klassisches Coaching oft auf der kognitiven Ebene arbeitet, wirkt EFT tiefer. Die emotionale Ladung der Erfahrungen wird reduziert, sodass neue Überzeugungen nicht nur verstanden, sondern auch gefühlt werden können.
Unsichtbarkeit als Katalysator
Das Invisible Woman Syndrome ist real und schmerzhaft. Doch es muss nicht das Ende sein – es kann der Beginn eines selbstbestimmten Kapitels werden. Die Ironie liegt darin, dass genau die Unsichtbarkeit, die Sie aus dem traditionellen Arbeitsleben drängt, Sie in die Position bringen kann, in der Ihre Expertise endlich den Wert bekommt, den sie verdient.
Der Schritt erfordert vor allem die Auflösung der emotionalen Blockaden, die Sie davon abhalten, Ihren Mut zu leben. Die Frage ist nicht, ob Sie kompetent genug für die Selbstständigkeit sind. Die Frage ist: Sind Sie bereit, die Überzeugungen loszulassen, die andere über Sie installiert haben?
Unsichtbarkeit im alten System kann zur Sichtbarkeit im eigenen System werden – wenn wir die emotionalen Fesseln lösen, die uns an überholte Überzeugungen binden.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.