Dienstag, März 4, 2025
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Führung in Teilzeit

Führung in Teilzeit: Revolution der Arbeitswelt oder Ausnahmeerscheinung?

Die moderne Arbeitswelt steht vor einem Paradigmenwechsel: Führung in Teilzeit. Was noch vor wenigen Jahren als undenkbar galt, wird immer mehr zur Realität – und eine Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. Die Autorin und Beraterin Johanna Fink widmet sich diesem Thema in ihrem Buch „So wird Führung in Teilzeit zum Erfolg“. Ihre Botschaft ist klar: Teilzeitführung ist möglich, sinnvoll und notwendig.

Ein Modell aus der Praxis geboren

Johanna Finks Weg zur Teilzeitführung begann mit einer ungewöhnlichen Situation: Während ihrer ersten Schwangerschaft bot ihr Vorgesetzter ihr eine Führungsrolle an – mit der Möglichkeit, diese nach der Elternzeit in Teilzeit auszuüben. Der Versuch war erfolgreich. Sowohl ihr Team als auch sie selbst profitierten von dem Modell. Doch schnell wurde ihr klar, dass ihre Erfahrung eine Ausnahme darstellte.

„Warum ist Führung in Teilzeit so selten?“, fragte sie sich. „Warum gibt es so wenige Vorbilder und Informationen?“ Diese Fragen führten sie 2021 zur Gründung ihres Unternehmens Teilzeittalente, das Organisationen berät, die Teilzeitmodelle für Führungskräfte einführen wollen.

Neue Herausforderungen für die Arbeitswelt

Teilzeitführung trifft einen Nerv der Zeit. Die Generation der Babyboomer, die noch das Bild der allzeit verfügbaren Führungskraft prägte, verabschiedet sich zunehmend in den Ruhestand. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor einem Fachkräftemangel, der sie zwingt, neue Arbeitsmodelle zu entwickeln.

„Heute wollen viele junge Menschen gar nicht mehr Führungskraft werden“, erklärt Fink. Der Grund: Die klassischen Erwartungen an Führung – lange Arbeitszeiten und permanente Verfügbarkeit – schrecken ab. Hinzu kommt, dass viele Mitarbeitende ihre Karriere mit anderen Lebensbereichen in Einklang bringen möchten, sei es durch Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder persönliche Projekte.

Teilzeit als Chance – auch für Unternehmen

Führung in Teilzeit erfordert ein Umdenken – sowohl bei Unternehmen als auch bei Mitarbeitenden. Johanna Fink sieht darin eine große Chance. Sie betont, dass Teilzeitführung Unternehmen nicht nur flexibler, sondern auch attraktiver für neue Talente macht.

Ein Beispiel ist das Modell des Jobsharings: Zwei Personen teilen sich eine Führungsrolle. Das schafft eine zeitliche Abdeckung, die dem Bild der „immer präsenten Führungskraft“ entspricht, während gleichzeitig die Arbeitszeit reduziert wird.

Auch das sogenannte Vertretungsmodell bietet Lösungen: Eine zweite Person im Team übernimmt Führungsaufgaben, wenn die eigentliche Führungskraft abwesend ist. So können Führungskräfte ihre Arbeitszeit reduzieren, ohne die Effizienz des Teams zu gefährden.

Kultureller Wandel und strukturelle Anpassungen

Doch Teilzeitführung ist nicht nur eine Frage des Modells, sondern auch der Unternehmenskultur. „Die Unternehmen müssen ihr Führungsverständnis überdenken“, sagt Fink. Strukturelle Anpassungen wie flexible Weiterbildungsangebote oder hybride Arbeitsmöglichkeiten spielen dabei eine zentrale Rolle.

Auch die Pandemie hat einen wichtigen Beitrag geleistet: Remote-Arbeit hat die Akzeptanz von flexiblen Modellen in vielen Branchen deutlich erhöht. Fink sieht dies als „Enabler“ für Teilzeitführung. „Es geht nicht in allen Bereichen, aber in vielen Fällen kann Remote-Arbeit den Arbeitsalltag erheblich erleichtern“, erklärt sie.

Ein ungenutztes Potenzial

Besonders Frauen könnten von der Etablierung solcher Modelle profitieren. Fink spricht von einer „gigantischen Potenzialverschwendung“, wenn hochqualifizierte Frauen nach der Elternzeit aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, weil es an flexiblen Führungsmodellen fehlt.

Doch auch Männer spielen eine wichtige Rolle. Viele junge Väter wünschen sich eine gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit. Diese Entwicklung könnte nicht nur den Frauen mehr Raum für ihre Karrieren geben, sondern auch zu einer faireren Verteilung der Arbeitslast führen.

Die Zukunft der Führung

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Ab 2027 gehen jedes Jahr mehr Menschen in den Ruhestand, als junge Arbeitskräfte nachrücken. Deutschland steht vor einer demografischen Herausforderung, die Unternehmen zwingen wird, neue Wege zu gehen. Teilzeitführung wird dabei eine zentrale Rolle spielen.

Johanna Fink ist überzeugt, dass sich Unternehmen klar positionieren müssen: Wollen sie Teil der Veränderung sein oder am traditionellen Modell festhalten? Die Unternehmen, die sich für Flexibilität entscheiden, könnten am Ende als Gewinner dastehen – mit motivierten Mitarbeitenden, einer stabilen Führungsebene und einer hohen Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt.

Ein Fazit mit Perspektive

Führung in Teilzeit ist nicht nur ein Nischenmodell, sondern eine Antwort auf die drängendsten Probleme der Arbeitswelt. Es erfordert Mut, Kreativität und Anpassungsfähigkeit – von Unternehmen und von Mitarbeitenden gleichermaßen. Doch der Aufwand lohnt sich: Wer bereit ist, neue Wege zu gehen, kann nicht nur von den Vorteilen einer flexiblen Arbeitswelt profitieren, sondern auch die Zukunft der Arbeit aktiv mitgestalten.

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Markus Elsaesser
Markus Elsaesser
Markus Elsässer ist Unternehmer, Gründer und Herausgeber. Mit seiner umfangreichen Erfahrung aus unzähligen Gesprächen und Interviews mit den erfolgreichsten Unternehmern unterstützt er Gründer und Unternehmer mit kreativen Lösungsansätzen und praxisorientierter Expertise. Als Seriengründer verbindet er technisches Know-how mit einem starken Netzwerk aus Investoren und Business Angels. Neben der Organisation von Start-up-Events und Investitionen in zukunftsweisende Projekte engagiert er sich als Mentor und Speaker. Darüber hinaus teilt er aktuell als eAUTO Einsteiger seine Erfahrungen beim Umstieg von Verbrenner auf die Elektromobilität – sowohl in redaktionellen Artikeln als auch auf YouTube.
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