Feedback ist eines der wirkungsvollsten Instrumente, um die Zusammenarbeit zwischen Menschen zu verbessern, Missverständnisse zu klären und Entwicklung zu fördern. Doch gerade in angespannten Situationen oder bei kritischen Themen wird Feedback schnell zur Stolperfalle. Es verletzt, statt zu verbinden – obwohl genau das Gegenteil beabsichtigt war.
Wie genau sieht das Feedback aus, das wirklich hilft? Und welche Haltung braucht es, damit Feedback nicht wie Kritik klingt, sondern wie ein Angebot zur Weiterentwicklung?
Was hilfreiches Feedback ausmacht
Feedback, das wirkt, basiert auf echtem Interesse und aufrichtigem Kontakt. Es geht nicht darum, recht zu haben oder andere zu bewerten. Es geht darum, den eigenen Eindruck mitzuteilen, Wirkung zu spiegeln und gemeinsam nach vorne zu schauen. Feedback, das verbindet, achtet nicht nur auf Fakten, sondern auch auf die emotionale Ebene – auf beiden Seiten.
Besonders hilfreich finde ich dabei die sogenannte 3-W-Methode:
- Wahrnehmung: Was genau habe ich beobachtet?
- Wirkung: Was hat das bei mir ausgelöst – sachlich und emotional?
- Wunsch: Was wünsche ich mir für die Zukunft?
Ein Beispiel aus der Praxis: „Heute im Meeting hast du mehrfach auf deinen Laptop geschaut, anschließend musste ich die Inhalte noch einmal für dich wiederholen.“ (Wahrnehmung) „Dadurch verlieren wir wertvolle Zeit und unser Meeting dauerte länger als geplant. Das ärgert mich.“ (Wirkung) „Ich wünsche mir, dass du mir bzw. uns während der Besprechung deine volle Aufmerksamkeit schenkst.“ (Wunsch)
Diese Struktur hilft, Rückmeldungen klar und gleichzeitig respektvoll zu formulieren. Sie verhindert Vorwürfe und schafft Verbindung – selbst bei kritischen Themen.
Die Kraft der mediativen Haltung
Diese Haltung ist geprägt von Achtsamkeit, Allparteilichkeit, Eigenverantwortung und einer konstruktiven Zukunftsperspektive. Sie unterscheidet sich von einer rein neutralen Haltung dadurch, dass sie aktiv alle Beteiligten unterstützt und eine Lösung mitgestaltet. Wer sie einnimmt, begegnet allen mit Wertschätzung, bleibt aufmerksam bei sich selbst und stärkt das Gegenüber darin, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie diese Haltung Gespräche verändert. Ein Beispiel: Mitarbeitende wollten einer Führungskraft kritisches Feedback geben. Mithilfe der 3-W-Methode konnten sie ihre Rückmeldungen so formulieren, dass die Führungskraft offenblieb und wirklich zuhören konnte. Das Gespräch wurde nicht konfrontativ, sondern konstruktiv.
Typische Stolperfallen – und wie man sie vermeidet
Einer der häufigsten Fehler beim Feedback: Es wird nicht richtig zugehört. Die Rückmeldung verpufft – oder löst Widerstand aus, weil sich das Gegenüber nicht gesehen oder angegriffen fühlt. Auch der Unterschied zwischen Feedback und Kritik ist entscheidend: Kritik wertet ab und blickt zurück. Feedback ist konstruktiv und schaut nach vorn.
Führungskräften und Teammitgliedern, die sich unsicher fühlen, Feedback offen anzusprechen, empfehle ich:
- Übt Feedback im privaten Umfeld – erst mit kleinen, positiven Rückmeldungen. Anschließend mit kleineren kritischen Themen.
- Formuliert euer Feedback vor, sprecht es laut aus, gern vor dem Spiegel.
- Fragt euer Gegenüber: „Darf ich dir eine Rückmeldung geben?“
Allein dieser Einstieg kann schon Türen öffnen.
Feedback beginnt bei dir selbst – und braucht auch ein Gegenüber
Bevor ich jemandem Feedback gebe, frage ich mich: Inwiefern ist mir diese Rückmeldung wichtig? Was ist bei mir gerade los oder unerfüllt? Nur wenn ich bei mir selbst Klarheit habe, kann ich mein Feedback ehrlich und ohne versteckte Vorwürfe geben.
Und auch beim Empfangen von Feedback hilft Haltung. Aktives Zuhören, Nachfragen und ein Einfaches „Danke“ – selbst, wenn die Rückmeldung schwerfällt – zeigt Wertschätzung und Bereitschaft zur Entwicklung. Nicht jedes Feedback fühlt sich sofort gut an. Doch mit der Offenheit, erst einmal anzunehmen und später zu reflektieren, kann auch kritisches Feedback eine wertvolle Ressource sein.
Ein Bild zum Schluss
„Wer anderen ehrliche Wertschätzung schenkt, ist wie ein Gärtner, der sorgsam gießt, düngt und schützt – so entfalten Menschen ihr ganzes Potenzial und wachsen über sich hinaus.“
Ob als Führungskraft oder Teammitglied – Feedback ist auf allen Ebenen ein Schlüssel zu guter Zusammenarbeit.
In diesem Sinne: Geben Sie Feedback so, dass ihr Gegenüber wachsen kann. Mit Klarheit, Respekt und dem Wunsch, gemeinsam weiterzukommen.
Bild@ Ramona Mahrla
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