Wenn das Impostor-Syndrom die Karriere bremst
Der Applaus klingt noch nach. Kim steht auf der Bühne, ein Glas in der Hand. Sie lächelt, doch echte Freude fühlt sich anders an. Menschen klopfen ihr auf die Schulter, gratulieren, sagen Dinge wie: „Starke Leistung.“ oder: „Das hat mich echt berührt.“
Kim nickt, bedankt sich, wirkt souverän – und hört trotzdem nichts davon. Oder anders ausgedrückt: Die Worte kommen nicht bei ihr an.
In Kims Kopf läuft ein ganz anderer Film.
Ein Versprecher in der Mitte des Vortrags. Eine kritische Nachfrage, die sie kurz ins Stocken brachte. Der skeptische Blick des Mannes in der ersten Reihe. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Ihre Gedanken drehen sich im Kreise – um Dinge wie diese. Ihr Fokus liegt auf den vermeintlich missglückten Momenten – Momente, die das Publikum vielleicht nicht einmal wahrgenommen oder längst wieder vergessen hat. Ausgeblendet sind der riesige Applaus und die Begeisterung des Publikums.
Was von diesem Abend bleibt, ist nicht das Gefühl von Erfolg – sondern ein ganz anderes: „Ich bin nicht gut genug. Ich hätte es besser machen müssen.“
Und tief im Inneren die Angst: „Bald merken die anderen, dass ich das gar nicht kann.“
Solche Gedanken und Gefühle sind typisch für das sogenannte Impostor-Syndrom.
Betroffene erreichen Höchstleistungen und werden gelobt – doch innen drin fühlt es sich nie wie ein Erfolg an. Sie zweifeln – immer wieder. Und das, obwohl der Verstand genau weiß, was alles geleistet wurde. Besonders häufig trifft es Menschen mit großer Verantwortung, Leistungsbereitschaft und perfektionistischem Denken.
Was das Impostor-Syndrom mit deiner Karriere macht
Vielleicht kennst du das? Nach außen wirkst du professionell. Andere fragen dich um Rat und du lieferst immer ab – pünktlich, professionell und zuverlässig. Doch innerlich fühlst du dich wie ein Hochstapler. Du schreibst Erfolge dem Zufall zu, den Umständen oder anderen Menschen. Nur nicht dir selbst. Gesundes Selbstwertgefühl? Fehlanzeige.
Gedanken wie diese machen auf Dauer krank – irgendwann fühlst du dich nur noch müde und ausgelaugt. Der Weg – raus aus dem Impostor-Syndrom – ist nicht trivial, aber schaffbar. Ich weiß es aus eigener Erfahrung und heutzutage unterstütze ich Menschen dabei, ihren eigenen Selbstwert nicht nur vom Verstand her zu finden, sondern ihn auch zu fühlen.
5 Impulse zur Veränderung deines Selbstbildes

Beobachte deinen inneren Dialog
Wann und wie sprichst du innerlich mit dir? Erkenne die Sätze, die dich klein machen. Notiere sie – und dann formuliere sie um.
Dankbarkeit – die große Kraft
Motivation entsteht durch bewusste Wahrnehmung. Schreibe dir auf, wofür du dankbar bist. Das können ganz banale Dinge sein – doch es verändert deinen Fokus. Dank auch deinem Körper, zum Beispiel deinen Füßen, die dich tragen.
Vergiss den Perfektionsfilter
Erfolg ist nicht das Ergebnis von Fehlerlosigkeit, sondern von Mut, sich zu zeigen. Gerade das, was nicht glatt läuft, macht dich authentisch – und glaubwürdig.
Sprich offen über deine Zweifel
Oft denkst du, nur du fühlst so. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die meisten High Performer kennen genau diese Gedanken. Darüber zu sprechen entlastet – und verbindet.
Hol dir gezielte Inspiration
Lies ein gute Bücher und höre Podcasts zu dem Thema. Lass dich erinnern: Du bist nicht allein. Auch von mir gibt es einige Bücher zu den Themen Selbstwert und mentale Stärke – denn auch ich war mal eine Person, die zwar viel erreicht, aber sich selbst dabei verloren hatte – aus Angst heraus, nicht gut genug zu sein.
Zweifel sind menschlich – aber deine Zweifel dürfen sich wandeln
Wenn du mal wieder an dir selbst zweifelst, dann stelle Fragen. Stelle Fragen, wie zum Beispiel:
Ist es wirklich wahr, was ich gerade über mich denke?
Welche Möglichkeiten habe ich, mich selbst in einem anderen Licht zu sehen?
Wie würde ich mich selbst als außenstehende Person sehen und beschreiben?
Und was ist, wenn ich einfach großartig sein und das genießen darf?
Glaub an dich! Nimm dein Impostor-Syndrom sinnbildlich in den Arm und sage ihm: „Danke, dass du mich stets daran erinnert hast, mich genug anzustrengen. Doch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du dich zurückziehen darfst.“
Druck erzeugt Gegendruck – deswegen betrachte dein Impostor-Syndrom als Partner – und du wirst feststellen, dass es Stückchen für Stückchen leichter wird. Es lohnt sich, denn:
Die Lebensfreude steigt, wenn die Selbstzweifel sinken.
Denn die Lebensfreude steigt, wenn die Selbstzweifel sinken.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.