Freitag, Mai 9, 2025
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Die Qual der Wahl?

Was dir deine Lebensgeschichte über Entscheidungen erzählt

Entscheidungen prägen unseren Alltag. Das beginnt schon am Morgen: Kaffee oder Tee? Müsli oder Toast? Joggen oder Yoga? Auto oder Fahrrad? 

Manche Forscher schätzen, dass wir täglich bis zu 20.000 Entscheidungen treffen, andere vermuten sogar bis zu 35.000. Eine gewaltige Zahl. Oft geht es dabei um Kleinigkeiten, die wir gar nicht bemerken, weil wir sie meist automatisiert „abspulen“. Ich überlege in der Regel nicht, ob ich meine Wasserflasche zudrehe, meinen Hosenknopf schließe oder mein Essen kaue. Diese Alltagsentscheidungen – die rund 90 Prozent unserer Entscheidungen ausmachen – funktionieren meist wie von selbst. 

Ab und zu ist es angebracht, auch diese Situationen zu reflektieren und die eine oder andere anzupassen, um nicht im Alltagstrott zu versinken. Doch oft nehmen die „großen“ Entscheidungen mehr Einfluss auf unser Leben und sollten bewusst und durchdacht getroffen werden – privat genauso wie in einem Unternehmen. 

Überlebenswichtig im Beruf

Unternehmerinnen und Unternehmen sind täglich in Situationen, in denen sie sich entscheiden müssen. Auch hier geht es oft Routine-Tätigkeiten, aber immer wieder stehen auch Überlegungen an, die das Unternehmen oder die Mitarbeitenden existenziell betreffen: Soll ich in eine bestimmte Technologie investieren? Wie viel Geld habe ich zur Verfügung und wie setze ich es zielführend ein? Ist dieser gewinnbringende Auftrag mit meinen Werten vereinbar? 

Solche Situationen sind häufig Wendepunkte im Unternehmerleben. Deshalb ist es wichtig, damit konstruktiv und lösungsorientiert umzugehen. Dafür kann man beispielsweise auf die eigene Lebensgeschichte zurückgreifen. Denn jeder Mensch hat schon eine Vielzahl an Entscheidungen getroffen und erlebt. Jeder Mensch hat eine „Entscheidungsbiografie“ und es lohnt sich, wenn du dich damit beschäftigst. 

Selbstbestimmt oder „aufgedrückt“?

Schon in deiner Kindheit wurden die ersten Weichen für dein Berufsleben gestellt: die Wahl deines Kindergartens, deiner Schule, deines Abschlusses, deine Berufswahl, deine Ausbildung, dein Studium, die Wahl deines Arbeitsplatzes, deine Entscheidung, dich selbstständig zu machen. Ein guter Anfang ist es, diese Situationen schriftlich zu sammeln und zu analysieren.

Nicht immer hast du diese Entscheidungen selbst getroffen. Du kannst dich fragen: Welche waren selbstbestimmt, welche waren fremdbestimmt, zum Beispiel durch deine Eltern? Eine weitere wichtige Frage ist: Wie zufrieden bist du mit den jeweiligen Entscheidungen? Bist du damit glücklich? Leidest du darunter? Passen sie zu deinem Leben, wie du es dir wünschst? Oder würdest du sie gerne rückgängig machen? Hier muss ich dich allerdings enttäuschen: Das wird nicht funktionieren. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Aber du kannst die Zukunft gestalten. 

Was geben dir Entscheidungen mit?

Du kannst überlegen: Was oder wer hat mich dabei unterstützt, fremdbestimmte oder ungeliebte Entscheidungen umzusetzen? Was habe ich dabei gelernt und mitgenommen? Welche Ressourcen und Fähigkeiten, welches Wissen ist – in mir – daraus gewachsen? Vielleicht hilft dir eine ungeliebte Verwaltungsausbildung, deine technisch ausgerichtete Firma auch kaufmännisch zu steuern. Vielleicht unterstützt dein abgebrochenes Psychologie-Studium dich bei der Mitarbeiterführung und bei der Kommunikation im Team. Vielleicht verschafft dir der eintönige Ferienjob in einer Fabrik einen Einblick in Produktionsprozesse, den du sonst nie bekommen hättest. 

Welche Werte leiten dich?

Wichtig ist es auch, dass du dir deine Entscheidungskriterien wieder ins Gedächtnis rufst: An welchen Werten hast du dich orientiert? Wie wichtig waren beispielsweise die Aspekte „Geld verdienen“, „eigene Zufriedenheit“, „Menschen unterstützen“, „Kreativität und Ideen verwirklichen“ oder „Sicherheit“ für dich? 

Und zu guter Letzt und sicher genauso wichtig wie alle anderen Überlegungen: Wie zufrieden bist du mit deinen Entscheidungen und deren Ergebnissen? Haben sie deine Erwartungen erfüllt oder bist du an einem Vorhaben gescheitert? Wo warst oder bist du erfolgreich damit und warum? 

Nicht grübeln, sondern umsetzen

Diese Herangehensweise kann dich dabei unterstützen, Wege und Lösungen für deine Entscheidungen zu finden. Analyse ist wichtig, aber kein „Allheilmittel“. Sie zeigt dir, wo du dich in deinem Sinne erfolgreich entschieden hast, was du daraus gelernt hast, welche Ressourcen du nutzen kannst und wie es weitergehen könnte. Aber niemand kann alle Konsequenzen eines Entschlusses voraussagen. Deshalb solltest du dich vor allem darauf konzentrieren, was du gewinnen kannst. Es gibt keine perfekte Entscheidung. Du solltest auf keinen Fall zu lange grübeln. Es gibt nur die Entscheidung, die du zu einem bestimmten Zeitpunkt auf den Grundlagen deines bisherigen Lebens treffen kannst. Daraus kannst du das Beste machen. Und dich jeden Tag neu entscheiden, wie du mit den Folgen umgehst. 

Fotografin: Denise Claus

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Beate Fischer
Beate Fischerhttps://schreibgewandt.online/
Beate Fischer ist Expertin für maßgeschneiderte Texte und Freude am Schreiben. Als gelernte Biografin und Trainerin für Biografiearbeit weiß sie, wie hilfreich die Beschäftigung mit der eigenen Lebensgeschichte sein kann. Deshalb unterstützt sie andere Menschen und gibt ihre Erfahrungen weiter.
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