von Sven Schubert im Rahmen der Artikelserie
„Die Zukunft der Karriere: 12 Trends für ein Startup- und Entrepreneurial Mindset“
In der modernen Arbeitswelt ist jeder zu einem gewissen Grad eine Marke – ob man will oder nicht. Was Kolleg*innen und Vorgesetzte über jemanden denken und sagen, bestimmt maßgeblich die beruflichen Chancen. Personal Branding bedeutet, diese persönliche „Marke Ich“ aktiv zu gestalten. Das klingt zunächst nach Selbstvermarktung für Influencer oder Prominente, gewinnt aber auch für ganz normale Fachkräfte im Unternehmen zunehmend an Bedeutung (1). Wer seine Expertise, Werte und Persönlichkeit konsistent präsentiert, wird intern stärker wahrgenommen und als wertvoll für das Unternehmen erkannt. Studien und Expert*innen zeigen, dass ein starker Personal Brand Vertrauen schafft und Türen zu neuen Karrierechancen öffnen kann (2).
Tom Peters, einer der bekanntesten Management-Vordenker, brachte es bereits 1997 auf den Punkt: „We are CEOs of our own companies: Me Inc. To be in business today, our most important job is to be head marketer for the brand called You.“ (3) Dieses Zitat verdeutlicht, dass Selbstvermarktung nicht nur für Unternehmer*innen oder Führungskräfte relevant ist, sondern für alle, die langfristig erfolgreich sein wollen.
Wo man Personalbranding im Alltag treffen kann
Nehmen wir die fiktive Fachingenieurin Julia M. aus einem mittelständischen Unternehmen. Anfangs kennen nur direkte Kolleg*innen Julias gute Arbeit. Doch Julia beschließt, gezielt an ihrem Personal Brand zu arbeiten: Sie hält interne Kurzvorträge über neue Technologietrends, teilt Wissen auf der firmeninternen Plattform und bietet sich als Mentorin für neue Mitarbeitende an. Mit der Zeit spricht sich Julias Name herum. Sie wird als Expertin wahrgenommen, an die man sich bei komplexen Fragen wendet. Als in ihrer Abteilung eine Teamleiter-Stelle frei wird, fällt Julias Name sofort. Ihre sichtbare Expertise und ihr authentisches Auftreten haben sie intern zur idealen Kandidatin gemacht. Julias Beispiel zeigt: Durch konsistente Selbstpräsentation und aktive Eigen-PR im Unternehmen konnte sie ihre Karriere vorantreiben – ohne die Firma zu wechseln (4).
Praxisnahe Tipps: So gelingt Personal Branding im Job
– Klare Positionierung finden: Überlegen Sie, wofür Sie stehen möchten. Welche Fachkompetenzen, welche Stärken machen Sie einzigartig? Definieren Sie, mit welchen Themen und Werten man Ihren Namen verbinden soll (5).
– Authentisch bleiben – Werte leben: Personal Branding funktioniert nur mit Glaubwürdigkeit. Das bedeutet, die eigenen Werte tatsächlich zu leben. Nur wer echt rüberkommt und keine Rolle spielt, gewinnt langfristig Vertrauen (6).
– Konsistenz in der Selbstpräsentation: Achten Sie darauf, stets ein stimmiges Bild abzugeben. Vom Umgangston in E-Mails über das Verhalten in Meetings bis zum Auftritt auf internen Veranstaltungen – Ihre Botschaft sollte übereinstimmen.
– Sichtbarkeit und Mehrwert schaffen: Zeigen Sie, was Sie können! Suchen Sie aktiv Gelegenheiten, Ihre Kenntnisse einzubringen. Das kann bedeuten, in Meetings freiwillig anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen oder im Intranet Fachbeiträge zu veröffentlichen (7).
– Beziehungen aufbauen und Netzwerken: Ein guter Personal Brand verbreitet sich auch über Empfehlungen. Knüpfen Sie bereichsübergreifend Kontakte und pflegen Sie Ihr internes Netzwerk. Lernen Sie von Kolleg*innen aus anderen Abteilungen, tauschen Sie sich aus und bieten Sie Hilfe an.
– Kontinuierlich lernen und Marke anpassen: Die Arbeitswelt verändert sich – und Sie sich idealerweise auch. Überprüfen Sie daher regelmäßig Ihr persönliches Markenkonzept. Fragen Sie sich: Passt das Bild, das andere von mir haben, noch zu meinen aktuellen Zielen?
Eine konsistente und authentische Selbstpräsentation kann im Berufsleben den entscheidenden Schub für die Karriere geben. Wer verstanden hat, dass jeder Kontaktpunkt – vom Flurgespräch bis zur Projektpräsentation – Teil der persönlichen Marke ist, kann dieses Wissen strategisch nutzen. Wichtig dabei ist die Balance: Personal Branding ist kein einmaliger Kraftakt, sondern ein längerfristiger Prozess. Geduld, Echtheit und ein klarer Fokus zahlen sich aus. Am Ende profitiert nicht nur die einzelne Fachkraft, sondern auch das Unternehmen von Mitarbeitern, die ihre Stärken gezielt einbringen. Jetzt ist der beste Moment, um in die eigene Marke zu investieren – in die Marke Ich (7).
Empfohlene Lektüre:
1. „Me 2.0“ – Dan Schawbel
2. „Platform: Get Noticed in a Noisy World“ – Michael Hyatt
3. „Reinventing You“ – Dorie Clark
4. „Building a StoryBrand“ – Donald Miller
5. „The Brand You 50“ – Tom Peters
Empfohlene LinkedIn Thought Leader:
1. Gary Vaynerchuk – Unternehmer, Autor und Social-Media-Experte, bekannt für seine direkte Art und Insights zu Personal Branding und Content Marketing.
2. Dorie Clark – Branding-Expertin und Autorin, spezialisiert auf berufliche Neuorientierung und Thought Leadership.
3. Richard Branson – Gründer der Virgin Group, teilt regelmäßig Business- und Branding-Strategien.
4. Jay Shetty – ehemaliger Mönch, heute Motivationstrainer und Branding-Experte mit starkem Fokus auf Purpose-Driven Branding.
5. Neil Patel – Digital-Marketing-Experte, bekannt für seine Strategien zu Online-Reputation und Personal Branding.
Quellenverzeichnis
1. LinkedIn Learning – Learning Personal Branding (Kursübersicht). Verfügbar unter: https://www.linkedin.com/learning/learning-personal-branding
2. Forbes – Dorie Clark: Four Simple Steps You Can Take Today To Enhance Your Personal Brand. Verfügbar unter: https://www.forbes.com/sites/dorieclark/2023/02/06/four-simple-steps-you-can-take-today-to-enhance-your-personal-brand/
3. Tom Peters: „The Brand Called You.“ Fast Company, Ausgabe 10, August/September 1997. Verfügbar unter: https://www.fastcompany.com/28905/brand-called-you
4. Harvard Business Review – Avery & Greenwald: A New Approach to Building Your Personal Brand. Verfügbar unter: https://hbr.org/2023/06/a-new-approach-to-building-your-personal-brand
5. WiWi-Treff – Personal Branding: Die Eigenmarke als Karrierebeschleuniger. Verfügbar unter: https://www.wiwi-treff.de/Karriere/Personal-Branding/Die-Eigenmarke-als-Karrierebeschleuniger/Diskussion-123456
6. Deckers, Erik/Kyle Lacy – Branding Yourself: How to Use Social Media to Invent or Reinvent Yourself (Interview-Zusammenfassung). Verfügbar unter: https://www.roundpeg.biz/branding-yourself-use-social-media/
7. Entrepreneur – Why Personal Branding Matters for Career Success. Verfügbar unter: https://www.entrepreneur.com/article/342098
Diese Artikelreihe wurde von der Arbeitsgruppe „Startup- und Entrepreneurial Mindset“ unter der Leitung von Dr. Anabel Ternes von Hattburg verfasst. Die Autoren der einzelnen Artikel heißen Sven Schubert, Justus Jaletzke, Anna Bomm, Lizaveta Misnikova, Maya Dahl, Matteo Kollmorgen und Nicolai Kolbusch.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.