Inhaltsverzeichnis
- Die Tyrannei des Glücks – und wie wir uns tyrannisieren lassen
- Weshalb diese Mantras nicht so harmlos sind, wie sie wirken
- Einladung zum Perspektivwechsel
- Die boomende Glücksillusion
- Glück als Leistung
- Das Paradoxon des Glücks
- Umsetzungstools für ein echtes, erfülltes Leben
- Ein neues Verständnis von Glück
- Sie müssen nicht immer happy sein, um glücklich zu sein
Die Tyrannei des Glücks – und wie wir uns tyrannisieren lassen
In einer Welt voller Instagram-Filter, Motivationssprüche und Self-Optimizing-Routinen scheint das ultimative Ziel klar: Glück – und zwar dauerhaft. „Think positive“, „Happiness is a choice“ – bloß nicht darüber nachdenken, dass es uns vielleicht mal einen Moment nicht gut geht. Gerade als erfolgreiche Unternehmer:innen geht das nicht. Lächeln, dick Kohle verdienen und jedes Gefühl von negativen Vibes möglichst schnell verdrängen. Dafür haben wir nämlich keine Zeit. Es gilt: höher, schneller, weiter – und neuerdings auch noch glücklicher!
Weshalb diese Mantras nicht so harmlos sind, wie sie wirken
Diese Mantras klingen zwar harmlos und wirken für einen Moment sogar motivierend, doch sie erzeugen eine toxische Erwartung: dass wir immer glücklich sein sollten. Und das ist faktisch nicht möglich. Es gibt immer ein Gegengewicht. Um Glück zu spüren, braucht es auch Trauer. Unsere Realität ist facettenreich: Wut, Enttäuschung, Irritation, Gleichgültigkeit …
Einladung zum Perspektivwechsel
Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, weshalb Dauer-Glück uns oft unglücklicher macht und wie wir stattdessen ein erfülltes, echtes Leben führen können – oder besser gesagt: führen wollen sollten. Denn das wahre Glück liegt nicht darin, immer glücklich zu sein, sondern darin, alles fühlen zu dürfen. Ohne Bewertung. Ohne Selbstoptimierungsdruck mit echter Verbindung zu uns selbst.
Die boomende Glücksillusion
Bücher, Apps, Coaches – die Glücksindustrie verspricht uns, dass wir mit der richtigen Einstellung, Ernährung oder Morgenroutine dauerhaft glücklich sein können. Wir haben es angeblich selbst in der Hand! Ein bisschen mehr spazieren gehen, Vitamin D tanken, meditieren und schon kommt sie ganz von allein, die ewige Happiness. Doch diese Vorstellung ist gefährlich. Sie suggeriert, dass negative Gefühle vermieden oder „wegoptimiert“ werden müssen. Dabei sind sie ein essenzieller Teil unseres emotionalen Systems, mit wichtigen Funktionen für Körper, Geist und Psyche. Angst sichert unser Überleben. Trauer hilft uns, unsere Ressourcen zu schonen und innezuhalten. Ohne diese Emotionen wären wir längst ausgestorben – natürlich freudestrahlend, denn wir wären ohne Absicherung von der Klippe gesprungen, natürlich happy.
Glück als Leistung
In unserer Leistungsgesellschaft wird Glück oft wie ein Produkt behandelt. Etwas, das man sich erarbeitet, verdient oder konsumiert. Wer nicht glücklich ist, hat offenbar und ziemlich offensichtlich etwas falsch gemacht. Diese Haltung erzeugt Druck und Scham und führt dazu, dass viele Menschen ihre echten Gefühle unterdrücken. Und hier rede ich von den Menschen, die einen ausgeglichenen Hormonhaushalt haben und nicht zusätzlich mit psychischen Erkrankungen kämpfen.
Das Paradoxon des Glücks
Studien zeigen, je mehr wir versuchen, glücklich zu sein, desto unglücklicher werden wir, weil wir uns ständig selbst bewerten. Wenn das Glück ausbleibt, entsteht Frustration. Das Streben nach Glück wird zur Quelle von Unglück. Echtes Glück ist nicht permanent. Es ist ein flüchtiger Moment, ein Gefühl der Verbundenheit, ein Augenblick der Ruhe. Es entsteht oft unerwartet – beim Lachen mit Freunden oder beim Zuhören eines Liedes, das uns berührt. Menschen, die alle ihre Gefühle zulassen – auch die unangenehmen – berichten von mehr Lebenszufriedenheit. Sie fühlen sich lebendig, authentisch und verbunden mit sich selbst.

Umsetzungstools für ein echtes, erfülltes Leben
Ein paar Impulse um der „Immer-happy“-Falle zu entkommen und ein emotional reiches Leben zu führen:
Impuls I – Das Gefühlstagebuch
Schreiben Sie täglich auf, welche Gefühle Sie erlebt haben, ohne Bewertung. Notieren Sie, was sie ausgelöst hat und wie Sie reagierten. Ziel ist nicht Kontrolle, sondern Bewusstsein. Sie lernen Ihre Emotionen zu erkennen und zu akzeptieren, statt sie zu verdrängen.
Impuls II – Die Erlaubnis zur Traurigkeit
Setzen Sie sich 10 Minuten hin und erlauben Sie sich traurig zu sein. Ohne Ablenkung, kein „Wegdenken“. Atmen Sie dabei tief und spüren Sie, wo die Traurigkeit sitzt. Gefühle wollen gefühlt werden. Zulassen sorgt für schnelleres loslassen.
Impuls III – Die Emotionsampel
Checken Sie mehrmals am Tag Ihre Gefühlsampel und passen Sie Ihr Tun an:
Grün = Ich fühle mich gut
Gelb = Ich bin angespannt, brauche Achtsamkeit
Rot = Ich bin überfordert, brauche Rückzug
So lernen Sie Ihre emotionale Energie zu respektieren, statt sie zu ignorieren.
Impuls IV – Die Glücksdefinition überdenken
Fragen Sie sich in einem ruhigen Moment: Was bedeutet Glück für mich, jenseits von „gut fühlen“? So entwickeln Sie eine tiefere, individuellere Vorstellung von Glück, jenseits von Konsum und Optimierung.
Ein neues Verständnis von Glück
Glück ist oft ein Nebenprodukt von Sinn, Verbindung und Echtheit. Es entsteht, wenn wir etwas tun, das uns wichtig ist und nicht, wenn wir es erzwingen. Wie die Natur kennt auch unser Innenleben Zyklen: Zeiten der Blüte, des Rückzugs, der Erneuerung. Wer diese Zyklen akzeptiert, lebt im Einklang mit sich selbst.

Sie müssen nicht immer happy sein, um glücklich zu sein
Das Streben nach Dauer-Glück ist eine Illusion und eine, die uns oft von echtem Glück entfernt. Wahres Glück entsteht, wenn wir alle unsere Gefühle zulassen, uns selbst mit Mitgefühl begegnen und unsere eigene Definition von Erfüllung finden.
Also: Geben Sie sich die Erlaubnis auch anderes als happiness zu fühlen, denn genau darin liegt die Kraft, die Sie lebendig machen wird und wer weiß vielleicht sind Sie danach wieder ein bisschen mehr happy.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.